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Es braucht Begegnungen - für Demokratie und für Inklusion!

Simon Christian Meier

"Demokratie fehlt Begegnung“ – schon der Titel von Rainald Manthes Buch klingt wie eine eindringliche Aufforderung. Er weist darauf hin, dass eine lebendige Demokratie den Kontakt, das Verständnis und vor allem die Begegnung unterschiedlicher Menschen braucht. In diesem Blogbeitrag möchte ich die Kernaussagen des Buches aufgreifen und insbesondere beleuchten, warum das Thema Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung aus meiner Sicht im Kontext demokratischer Prozesse eine zentrale Rolle spielt.


Worum geht es in „Demokratie fehlt Begegnung“?

Rainald Manthe argumentiert, dass die Demokratie in modernen Gesellschaften immer mehr zur Abstimmungs- und Verwaltungsdemokratie verkommt. Parteien, Institutionen und sogar Bürgerinnen und Bürger selbst agieren oft nur noch im formalen Rahmen – Wahlen, Abstimmungen, Behördenvorgänge. Doch was fehlt, ist das, was der Autor „Begegnung“ nennt: das gegenseitige Aufeinander-Einlassen, die Neugier auf andere Meinungen und Lebenswelten sowie der Wille, sich in die Perspektive anderer hineinzufühlen.


Zentrale Thesen sind:

  • Demokratie als sozialer Prozess: Demokratie ist mehr als nur Mehrheitsentscheidungen. Sie lebt vom Austausch, von gemeinsamen Aktivitäten und der Fähigkeit, gemeinsam Konflikte friedlich zu lösen.

  • Gefahr der Vereinzelung: Wenn sich Gesellschaftsgruppen, Milieus oder Einzelpersonen immer weiter isolieren, geht das Gespür für den Mehrwert von Gemeinschaft verloren. Das führt zu Misstrauen und führt letztlich zu einer geschwächten Demokratie.

  • Begegnung als Schlüssel: Durch echte Begegnung – ob im Vereinsleben, in der Nachbarschaft, in Projektgruppen – werden Brücken gebaut. So entsteht Verständnis, das über blosse Toleranz hinausgeht.


Inklusion als Schlüssel für demokratische Prozesse?

Gerade beim Thema Inklusion wird deutlich, ob eine Gesellschaft wirklich den Begegnungsgedanken lebt oder nur behauptet, ihn hochzuhalten. Denn Inklusion bezeichnet nicht nur die formale Aufnahme von Menschen mit Beeinträchtigung in Systeme (z. B. Arbeitsmarkt, Bildungssystem), sondern vor allem die gleichberechtigte Teilhabe und die echte Wertschätzung aller Perspektiven.


Warum ist das so wichtig?

  • Vielfalt und Partizipation: Je diverser eine Gesellschaft ist, desto mehr Ideen und Lösungsansätze können einfließen. Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Fähigkeiten und Blickwinkeln bereichern Diskurse, anstatt sie zu behindern.

  • Abbau von Barrieren: Physische Barrieren (fehlende Barrierefreiheit in öffentlichen Räumen), digitale Barrieren (unzugängliche Websites) oder kommunikative Barrieren (fehlende Gebärdensprachdolmetscher:innen) verhindern immer noch die umfassende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Das aufzubrechen, ist ein demokratisches Gebot.

  • Solidarität und Empathie: Inklusion übt uns als Gesellschaft im empathischen Miteinander. Wer sich für barrierefreie Zugänge einsetzt, steht meist auch für andere Formen von Teilhabe ein und fördert das Miteinander in allen Bereichen des Lebens.


Was können wir bei Rainald Manthe in Sachen Inklusion entdecken?

Obwohl Manthe sich in „Demokratie fehlt Begegnung“ nicht ausschliesslich auf Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung fokussiert, lässt sich sein Plädoyer für mehr Miteinander direkt auf dieses Thema übertragen. Er betont, wie wichtig der direkte Austausch ist – dass wir uns ein echtes Bild der Vielfalt der Lebensrealitäten machen. Das bedeutet:

  • Begegnungsorte schaffen: Politik, Kommunen und Zivilgesellschaft müssen Räume fördern oder organisieren, in denen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenkommen. Das kann im Sportverein, in kulturellen Einrichtungen oder sogar in Online-Communities geschehen.

  • Konkrete Projekte starten: Ob inklusives Stadtteilfest, Schulprojekte oder barrierefreie Workshops in Vereinen – es braucht mehr als nur Lippenbekenntnisse, damit sich echte Teilhabe entfalten kann.

  • Gemeinsame Verantwortung übernehmen: Demokratie ist keine Einbahnstrasse. Alle können dazu beitragen, Barrieren im Alltag zu verringern. Ob durch Anpassungen am Arbeitsplatz, durch Engagement im Quartier oder indem man sich für barrierefreie Kommunikation starkmacht.


„Begegnung“ als Schlüsselbegriff für eine inklusive Demokratie?

Rainald Manthe gibt uns mit „Demokratie fehlt Begegnung“ einen klaren Impuls: Wir müssen uns wieder mehr aufeinander einlassen, einander zuhören und uns bewusst miteinander auseinandersetzen. Im Kern geht es darum, unsere Gesellschaft neu zu erfinden – indem wir Zugänge schaffen und Hemmschwellen abbauen. Inklusion ist kein Luxus, sondern Voraussetzung dafür, dass Demokratie funktioniert. Wer Menschen aufgrund einer Beeinträchtigung ausschliesst, beraubt die Gesellschaft nicht nur einer Stimme, sondern schwächt auch den Zusammenhalt insgesamt. Demokratie braucht Menschen, die sich begegnen, und sie braucht Menschen, die sich einbringen. Inklusion ist ein Garant dafür, dass alle Stimme haben – und dass Begegnung nicht nur ein leeres Wort bleibt. Mit diesem Bewusstsein können wir an einer Gesellschaft arbeiten, die nicht nur auf dem Papier demokratisch ist, sondern diese Demokratie auch jeden Tag mit Leben füllt.


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